2.3. Chemotherapie – wie wirkt sie sich auf die Fruchtbarkeit aus

2.3. Chemotherapie – wie wirkt sie sich auf die Fruchtbarkeit aus

Chemotherapie – wie wirkt sie sich auf die Fruchtbarkeit aus?​

Kinderwunsch und Chemotherapie – Was du dazu wissen solltest


Vielleicht hast auch du aufgrund von Film und Fernsehen oder durch Erfahrungen im eigenen Bekanntenkreis ein Bild vor Augen, wenn du dir eine Person vorstellen sollst, die eine Chemotherapie bekommt. Bestimmte Nebenwirkungen, wie etwa Haarausfall, sind allgemein bekannt. Aber kann eine Chemotherapie sich auch negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken? Und wenn ja, erlebt jeder Mensch dies gleich? Antworten auf diese und noch mehr Fragen findest du im folgenden Text.


Chemotherapie – Eingriff in die Zellteilung

Die Chemotherapie ist eine medikamentöse Form der Krebsbehandlung. Hierbei werden bestimmte Medikamente, sogenannte Zytostatika eingesetzt, die in die Zellteilung eingreifen und so die Vermehrung von Krebszellen hemmen sollen.1,2 Es handelt sich hierbei um eine systemische Therapie, das heißt, die Medikamente verteilen sich über die Blutbahn im ganzen Körper.3 Zytostatika wirken besonders stark auf Zellen, die sich häufig und schnell teilen.1 Da Tumorzellen oft eine sehr hohe Teilungsrate aufweisen, sind sie auch besonders anfällig für die Wirkung der Zytostatika.1 Allerdings gibt es auch im gesunden menschlichen Organismus Zellsysteme, wie etwa das blutbildende Knochenmark, die Schleimhäute oder Haarwurzeln, die sich häufig teilen und beständig neue Zellen produzieren. Aufgrund der systemischen Verteilung der Medikamente werden auch sie durch die Wirkung der Chemotherapeutika beeinträchtigt und es kann zu Nebenwirkungen wie Blutarmut oder Haarausfall kommen.1,3 Dennoch ist die Verteilung im ganzen Körper oftmals gewünscht, denn dadurch kann sich die Therapie auch gegen größere Metastasen und sogar gegen einzelne, bereits verstreute Krebszellen richten.3

 

Chemotherapien- Auswirkung auf Eizellen und Spermienproduktion

Durch die systemische Verteilung gelangen die Chemotherapeutika auch in die weiblichen und männlichen Geschlechtsorgane. Da sich die zahlreichen in der Krebstherapie eingesetzten Chemotherapien in ihrem Wirkmechanismus unterscheiden, sind auch ihre jeweiligen Nebenwirkungen und ihr Einfluss auf die Fruchtbarkeit unterschiedlich.1,4 So gibt es bestimmte Wirkstoffe oder Wirkstoffgruppen, die Eizellen und Follikel direkt schädigen und zu deren vermehrten Absterben führen.5,6 Hierzu zählen insbesondere Platinverbindungen und andere Alkylanzien, Taxane sowie einige Kombinations-Chemotherapien.5,7 Aber auch das Gewebe der Eierstöcke, die Gebärmutterschleimhaut und die Gefäße der Reproduktionsorgane können durch Zytostatika beeinträchtigt werden.5,7
Beim Mann haben fast alle Zytostatika eine negative Wirkung auf die Spermatogonien.5 Das sind Stammzellen im Hoden, die für die kontinuierliche Produktion von Spermien verantwortlich sind. Die Schädigung der Spermatogenese kann sowohl anhaltend als auch vorübergehend sein, abhängig davon, wie viele Spermatogonien die Chemotherapie unbeschadet überstehen. Insbesondere beim Einsatz von Alkylanzien kann die Erholung der Spermatogenese ausbleiben oder erst stark verzögert einsetzen.5,6
Darüber hinaus gibt es noch weitere Aspekte, die mitbestimmen können, wie stark eine Chemotherapie deinen Kinderwunsch tatsächlich beeinflusst. Hierzu zählen die Dauer der Behandlung, die Dosierung der Chemotherapie, eine mögliche Kombination mehrerer Medikamente, der Einsatz anderer Begleittherapien, dein Alter sowie die individuelle Veranlagung.5

Fertilitätsstörungen – Sind sie unausweichlich nach einer Chemotherapie?

Einschränkungen in der Fruchtbarkeit nach einer Chemotherapie müssen nicht zwangsweise auftreten.5,7 Sichere Anzeichen, die bereits im Vorfeld erkennen lassen, ob du von Fertilitätsstörungen betroffen sein wirst, gibt es leider nicht.7 Im Allgemeinen kann man aber sagen, dass bei Frauen mit zunehmendem Alter das Risiko für eine Unfruchtbarkeit nach einer Chemotherapie steigt.5-8 Dies liegt daran, dass mit zunehmendem Alter immer weniger Eizellen in den Eierstöcken vorhanden sind. Die sogenannte Eizellreserve nimmt ab. Wird durch eine Chemotherapie die Anzahl der Eizellen noch weiter verringert, kann eine Schwangerschaft auf natürlichem Wege immer unwahrscheinlicher bis unmöglich werden.5,6
Doch selbst bei nahezu identischem Alter und sonstigen Therapieumständen sind die Auswirkungen einer Chemotherapie auf die Fruchtbarkeit von Frau zu Frau aufgrund von individueller Veranlagung unterschiedlich.5 Die Effekte einzelner Faktoren einer Therapie lassen sich also nicht einfach so addieren. Zwar können die behandelnden Ärzt:innen die möglichen Auswirkungen von etablierten Chemotherapien in Abhängigkeit vom Alter abschätzen, eine genaue Bestimmung des Risikos einer Unfruchtbarkeit ist allerdings trotzdem nicht möglich.5,8
Da beim Mann die Spermien ständig neu gebildet werden, gibt es hier keine “Reserve”, die abnehmen könnte. Entscheidend ist das Überleben der Spermatogonien im Hoden. Auch hier sind neben der Wahl der Zytostatika individuelle Faktoren entscheidend.5 In der Regel findet eine Erholung der Spermienproduktion in den ersten zwei Jahren nach Therapieende statt, aber auch längere anhaltende Zeiträume sind bekannt.5,7 Unter Umständen kann die Erholung der Spermatogene aber auch ausbleiben, was bis hin zur endgültigen Zeugungsunfähigkeit führen kann.5,8

Chemotherapie und Kinderwunsch – Optionen zum Fertilitätserhalt

Grundsätzlich kommen alle fertilitätsprotektiven Verfahren in Frage, die im Vorfeld einer Krebsbehandlung durchgeführt werden können. Möglicherweise kann auch eine besonders fertilitätsschonende Chemotherapie ausgewählt werden. Dies kann jedoch bei den meisten Krebserkrankungen nur in sehr geringem Maße berücksichtigt werden.8,9 In manchen Fällen können die Eierstöcke auch medikamentös “ruhiggestellt” werden, was zu einer geringeren Schädigung des Gewebes führen soll.8,9 Diese Methode wird insbesondere bei Brustkrebs angewendet und ihr Nutzen ist noch nicht vollständig belegt.5,9 Weiterhin ist auch das Einfrieren von befruchteten oder unbefruchteten Eierzellen oder Eierstockgewebe möglich.5,9 Männer können vor Therapiebeginn ein sogenanntes Spermadepot bei einer Samenbank einfrieren lassen.8,9


Ob fertilitätsprotektive Maßnahmen für dich in Frage kommen, und welche Option in deiner individuellen Situation für dich die richtige ist, findest du am besten im Gespräch mit deinen behandelnden Ärzt:innen heraus. Frage proaktiv nach, was es für Optionen gibt. Eventuell erhältst du auch eine Überweisung zu Fertilitätsärzt:innen oder einer Kinderwunschklinik. Hier wirst du bevorzugt (sehr schnell) einen Termin erhalten, um deine Fragen und Optionen zu klären. Auch unser Expert:innen-Team steht dir jederzeit zur Verfügung und unterstützt dich bei deinen individuellen Fragestellungen zu nächsten Schritten und Vorbereitungen der Beratungstermine.

 

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2.2. Strahlentherapie – wie wirkt sie sich auf die Fruchtbarkeit aus

2.2. Strahlentherapie – wie wirkt sie sich auf die Fruchtbarkeit aus

Strahlentherapie – wie wirkt sie sich auf die Fruchtbarkeit aus​

Für manch einen klingt vielleicht schon das Wort Strahlentherapie an sich bedrohlich, hört man im Alltag eher von negativen Folgen einer Strahlenbelastung. Dennoch hat die Bestrahlung in der Krebstherapie einen festen Stellenwert, denn sie kann gezielt gegen Tumorzellen eingesetzt werden. Die Frage nach möglichen Folgen für die eigene Fruchtbarkeit liegt aber trotzdem nahe. Wirkt sich die Bestrahlung auch auf Ei- und Samenzellen aus? Sind die Auswirkungen bei allen Bestrahlungsarten gleich? Gibt es Möglichkeiten, die Reproduktionsorgane zu schützen? Dieser Artikel gibt dir die grundlegenden Informationen hierzu an die Hand. 


Strahlentherapie – individuell geplant und gezielt wirksam

Bei fast jeder zweiten Krebserkrankung kommt eine Strahlentherapie (auch Radiatio oder Radiotherapie genannt) zum Einsatz.1,2 Die hierbei verwendete Strahlung ist so energiereich, dass sie das Erbgut von Zellen verändern kann. Gesunde Zellen können diese Schäden oft reparieren, Krebszellen hingegen erholen sich schlechter. Sie verlieren die Fähigkeit sich zu teilen und sterben ab.1,3 Aber nicht jede Tumorart reagiert gleich auf die Strahlentherapie. Deswegen wählen die behandelnden Ärzt:innen die Strahlendosis anhand der Strahlenempfindlichkeit des jeweiligen Tumors aus.2 Die Gesamtdosis, die für eine erfolgreiche Therapie nötig ist, wird dabei oft in mehrere Einzeldosen aufgeteilt. Dies dient der besseren Verträglichkeit und dem Schutz des gesunden Gewebes in der Nähe des Tumors.1,2
Da die Strahlung nur dort wirkt, wo sie das Gewebe mit hoher Energie trifft, wird eine Bestrahlung individuell geplant. Den Tumor soll eine hohe Strahlendosis erfassen, das umliegende Gewebe aber, soweit möglich, geschont werden.3 Zu dieser sogenannten Bestrahlungsplanung gehört auch die Wahl der Bestrahlungsart. Am häufigsten erfolgt die Bestrahlung von außen durch die Haut (perkutane Strahlentherapie oder Teletherapie). In bestimmten Fällen besteht aber auch die Möglichkeit, radioaktives Material direkt in den Tumor einzubringen (Brachytherapie) oder ein radioaktives Medikament zu verabreichen, dass sich ausschließlich im Tumor anreichert (Radionuklidtherapie) .1 Unabhängig von der Art der Therapie trifft die Strahlung in der Regel aber nur einen bestimmten, eher kleinen Teil des Körpers, weswegen man sie zu den lokalen Krebstherapien zählt.2

 

Bestrahlung und Fruchtbarkeit – der Ort ist entscheidend

Aufgrund der lokal begrenzten Wirkung der Strahlentherapie ist der Ort der Bestrahlung entscheidend für mögliche Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit.
Eine Bestrahlung der Brust hat, wie die Operation, normalerweise keinen Einfluss auf die Fertilität.4
Anders sieht es bei Tumoren im Bereich des Unterbauchs und des Beckens aus. Trotz gründlicher Bestrahlungsplanung kann es dazu kommen, dass die Eierstöcke eine geringe Strahlenmenge als Streustrahlung abbekommen und dabei Eizellen zerstört werden.5 Bei jungen Frauen und geringer Strahlendosis bleiben jedoch oft genug Eizellen für eine spätere Schwangerschaft übrig.3 Wenn sich schon im Vorfeld absehen lässt, dass die Eierstöcke direkt im Strahlenfeld liegen, können sie durch eine Operation (Ovariopexie) auch aus dem bestrahlten Gebiet hinaus verlegt werden.2,5
Auch die Gebärmutter kann abhängig von der Strahlendosis Schaden nehmen.5 Doch auch nach einer Strahlenexposition sind Schwangerschaften prinzipiell möglich. Das Risiko für Fehl- und Frühgeburten ist allerdings erhöht.5
Bei Männern kann eine Bestrahlung von Unterbauch und Becken ebenfalls Auswirkungen auf die Zeugungsfähigkeit haben, denn trotz Gonadenschutz kann Streustrahlung die Hoden treffen. Dies kann die Spermatogonien , die für die Spermienproduktion zuständig sind, vorübergehend oder auch dauerhaft schädigen.3,5 Eine Erholung der Spermienproduktion setzt abhängig von der Strahlendosis frühestens neun Monate nach Ende der Strahlentherapie ein, kann aber auch vollständig ausbleiben.5

Besondere Bestrahlungsformen und deren Auswirkung auf die Fruchtbarkeit

Dass eine Bestrahlung der Reproduktionsorgane Einfluss auf die Fruchtbarkeit haben kann, scheint dir vielleicht klar. Aber dass auch eine Bestrahlung des Kopfes von Bedeutung sein könnte, mag dich überraschen: Relativ zentral im Kopf liegen der Hypothalamus, ein Teil des Gehirns, und die Hypophyse, eine etwa erbsengroße Drüse. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Regulation des Hormonhaushalts. Wird durch eine Bestrahlung die Funktion einer dieser beiden Strukturen beeinträchtigt, kann es zu einer Störung der Eizellreifung in den Eierstöcken oder auch der Spermienbildung in den Hoden kommen.5,6 Dies lässt sich aber in der Regel durch eine Hormonersatztherapie ausgleichen.5,6
Eine Sonderform der Strahlentherapie stellt die Ganzkörperbestrahlung dar, die bei einigen Blutkrebsformen (Leukämien) und bestimmten Lymphomen eingesetzt wird. Sie ist Teil der sogenannten Konditionierung vor einer Knochenmark- oder Stammzelltransplantation und soll neben den Tumorzellen auch das Knochenmark sowie das körpereigene Immungedächtnis vor der Transplantation funktionsunfähig machen, wodurch das Anwachsen der Spenderzellen erst möglich wird.7,8 Da der gesamte Körper von der Strahlung erfasst wird, um alle verteilten Tumorzellen zu erreichen, ist hier das Risiko für eine Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit bei Männern und Frauen besonders hoch.6,9

Fragen zur Familienplanung offen ansprechen

Wie du siehst, hängt der Einfluss der Strahlentherapie auf deine Fruchtbarkeit also stark von den bestrahlten Körperregionen und der eingesetzten Strahlendosis ab. Sprich deswegen deinen Wunsch, auch nach der Krebstherapie leibliche Kinder bekommen zu können, und alle damit verbundene Fragen zur Therapie früh und offen bei deinen Ärzt:innen an. So kannst du herausfinden, ob fertilitätsprotektive Maßnahmen für dich in Frage kommen, und welche Option in deiner individuellen Situation für dich die richtige ist. Frage proaktiv nach, was es für Optionen gibt. Auch unser Expert:innen-Team steht dir jederzeit zur Verfügung und unterstützt dich bei deinen individuellen Fragestellungen zu nächsten Schritten und Vorbereitungen der Beratungstermine.

 

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2.1. Leibliche Kinder nach Operation

2.1. Leibliche Kinder nach Operation

Leibliche Kinder nach einer Operation bei Krebs– geht das?

Operationen zählen zu den lokalen Behandlungsverfahren bei Krebserkrankungen. Ihre Auswirkungen sind in der Regel auf einen relativ überschaubaren Bereich des Körpers beschränkt. Aber was, wenn genau dieser Bereich unerlässlich für das Erfüllen eines Kinderwunsches ist? Sind Schwangerschaften nach solchen Behandlungen überhaupt noch möglich? Kann man noch leibliche Kinder zeugen? Ob Operationen einen Einfluss auf deine Fruchtbarkeit haben können und wenn ja, wie dieser aussieht, erfährst du im folgenden Artikel.


Operationen – fruchtbarkeitserhaltende Eingriffe sind möglich

Operative Eingriffe sind ein zentraler Bestandteil der Krebsmedizin. Ziel ist dabei das Entfernen von Tumorgewebe, entweder zu Untersuchungszwecken oder zur eigentlichen Behandlung.1 Neben dem Tumor selbst können bei Operationen auch angrenzendes Gewebe, Lymphknoten oder weiter entfernte Metastasen entnommen werden.1 Da allerdings manche Krebsarten aggressiver sind als andere und nicht alle Tumore in einem frühen Stadium erkannt werden, können Operationen zur Krebstherapie ganz unterschiedlich aussehen. Generell gilt dabei: Die Operationen werden so umfangreich wie nötig, aber so schonend wie möglich durchgeführt.2 Dazu gehört auch, dass die Funktion der betroffenen Organe erhalten bleiben soll.1,2 Du kannst dir sicher vorstellen, dass dies bei kleinen Tumoren in frühen Stadien einfacher ist als bei ausgedehntem Tumorwachstum. Aber auch die betroffenen Organe beeinflussen die Operation und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit. Schauen wir uns das an ein paar konkreten Beispielen an:

Brustkrebs:
Da Brustkrebs in der Regel früh erkannt wird, kann häufig auf eine Amputation der Brust (Mastektomie) verzichtet werden. Stattdessen wird oftmals mit einem kleineren, schonenderen Eingriff die Brust erhalten.3 Beide Operationsarten beeinflussen in der Regel die Fruchtbarkeit nicht, allerdings kann die Stillfähigkeit eingeschränkt sein.4,5

Gebärmutterhalskrebs:
Beim Gebärmutterhalskrebs hängt es stark vom Stadium der Erkrankung ab, ob die Gebärmutter mit ihrer Funktion erhalten bleiben kann.5 In sehr frühen Stadien kann eine Konisation, teils in Kombination mit einer Kürettage, ausreichend sein.5,6 Dieser Eingriff kann die Funktion des Gebärmutterhalses beeinträchtigen, was zu Frühgeburten oder auch Problemen beim Eröffnen des Muttermundes während der Geburt führen kann.4,5 Ist der Krebs weiter fortgeschritten, kann bei Kinderwunsch unter bestimmten Bedingungen eine sogenannte Trachelektomie durchgeführt werden.5,6 Hierbei werden etwa zwei Drittel des Gebärmutterhalses entfernt, der innere Muttermund bleibt bestehen. Schwangerschaften können eintreten, dennoch ist die Fehlgeburtenrate nach solch einem Eingriff etwas erhöht und eine Entbindung kann nur noch per Kaiserschnitt erfolgen.5,6 Ab einem gewissen Stadium kann die Operation nicht mehr fertilitätserhaltend durchgeführt werden.6

Eierstockkrebs:
Auch beim Eierstockkrebs hängt es vom Stadium ab, ob Schwangerschaften nach der operativen Therapie möglich sind.5 In frühen Stadien und bei Befall nur eines Eierstocks können die Gebärmutter und der Eierstock der Gegenseite oft erhalten bleiben.5,6 Auch mit nur einem Eierstock kann man auf natürlichem Wege schwanger werden, allerdings treten die Wechseljahre möglicherweise früher ein.7 Müssen beide Eierstöcke entfernt werden, kann eine Schwangerschaft nur noch mithilfe von reproduktionsmedizinischen Maßnahmen eintreten.6

Hodenkrebs:
Häufig wird Hodenkrebs so früh erkannt, dass nur ein Hoden betroffen ist und der Tumor sich noch nicht auf das umliegende Gewebe ausgebreitet hat.4,8 In diesem Fall wird der betroffene Hoden mitsamt dem Samenstrang operativ entfernt (Orchiektomie).8 Der verbliebene Hoden kann oft noch genug Spermien für eine Zeugung auf natürlichem Wege produzieren. Bei ausgedehnteren Operationen kann es aufgrund von Nervenschädigungen allerdings zu Erektionsstörungen kommen.5 Sollte die Zeugungsfähigkeit durch den Eingriff zu stark verringert sein oder sollten beide Hoden entfernt werden müssen, ist die Zeugung eines Kindes nur noch mittels reproduktionsmedizinischer Maßnahmen möglich.5,7

Prostatakrebs:
Bei der operativen Behandlung von Prostatakrebs wird die Prostata vollständig mitsamt den beiden Samenblasen entfernt.9,10 Da hierbei alle für einen Samenerguss notwendigen Organe entnommen werden, kann die Zeugungsfähigkeit auf natürlichem Wege nicht erhalten werden.6,7,10 Aufgrund von Nervenschädigungen kann es zudem zu Erektionsstörungen kommen.7,10 Durch den Einsatz von reproduktionsmedizinischen Maßnahmen, wie der Kryokonservierung von Spermien vor der Operation, können aber auch nach der Operation noch leibliche Kinder gezeugt werden.5

Operationen in unmittelbarer Nähe der Reproduktionsorgane

Dass Operationen an Organen wie Gebärmutter oder Hoden einen direkten Einfluss auf deine Fruchtbarkeit haben können, erscheint dir wahrscheinlich klar. Aber auch wenn andere Strukturen im Bauchraum oder im Becken von Krebs betroffen sind, können sich Eingriffe an ihnen auf die Fertilität auswirken. Grund hierfür ist die räumliche Nähe zu den Reproduktionsorganen. Zwar wird versucht, stets möglichst schonend zu operieren, dennoch lassen sich Schädigungen nicht immer vermeiden. So kann zum Beispiel die Entfernung von Teilen des Dickdarms bei Darmkrebs zu Nervenschäden führen, die Störungen der Erektion oder des Samenergusses zur Folge haben können.6,7 Auch wenn Lymphknoten entfernt werden müssen, sei es zur Diagnostik oder weil bereits Metastasen in ihnen nachgewiesen wurden, kann es zu solchen Nervenschäden kommen.6

Den Kinderwunsch offen äußern – unabhängig von der Therapie

Du siehst: Operationen können je nach behandelter Körperregion, Tumorart und Tumorstadium einen mehr oder weniger großen Einfluss auf deine Fruchtbarkeit haben. Sogar dann, wenn du es vielleicht auf den ersten Blick gar nicht erwarten würdest. Deswegen sprich deinen Kinderwunsch und damit verbundene Fragen zur Therapie früh und offen bei deinen Ärzt:innen an. So kannst du herausfinden, ob fertilitätsprotektive Maßnahmen für dich in Frage kommen, und welche Option in deiner individuellen Situation für dich die richtige ist. Frage proaktiv nach, was es für Optionen gibt. Auch unser Expert:innen-Team steht dir jederzeit zur Verfügung und unterstützt dich bei deinen individuellen Fragestellungen zu nächsten Schritten und Vorbereitungen der Beratungstermine.

 

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2.0. Krebstherapien – Welchen Einfluss haben unterschiedliche Therapien auf die Fruchtbarkeit?

2.0. Krebstherapien – Welchen Einfluss haben unterschiedliche Therapien auf die Fruchtbarkeit?

Krebstherapien – Welchen Einfluss haben unterschiedliche Therapien auf die Fruchtbarkeit?​

Die Therapieoptionen bei Krebserkrankungen sind so vielfältig wie die Tumore, bei denen sie eingesetzt werden. Es gibt operative Eingriffe mit und ohne Strahlentherapie, Chemotherapien, Hormontherapien und vieles mehr.1 Vielleicht bist du gerade mit einigen dieser Optionen konfrontiert worden und fragst dich nun, was das für eine mögliche zukünftige Familienplanung bedeutet. Allgemein gilt: All diese Behandlungen haben eine große Gemeinsamkeit – sie sollen die Krebszellen bekämpfen. Aber haben sie auch Auswirkungen auf deine Chance auf (weitere) leibliche Kinder? Und wenn ja, sehen diese bei allen Therapien gleich aus? Mit diesem Artikel wollen wir dir einen ersten Überblick hierzu geben.


Therapieoptionen – Nicht alle beeinflussen die Fruchtbarkeit gleichermaßen

In der Regel folgt auf eine Krebsdiagnose bald die Frage nach der richtigen Behandlung. Die Therapie wird dabei der Krebsart, dem Erkrankungsstadium und weiteren individuellen Faktoren angepasst.1,2 Zu den häufigsten Therapieformen bei bösartigen Tumoren zählen Operationen sowie Strahlentherapie, Chemotherapie, endokrine Therapie („Hormontherapie”) und Antikörpertherapie.1,3 Auch eine Kombination dieser Therapieoptionen ist möglich.3,4
Prinzipiell unterscheidet man lokale von systemischen Therapien. Operative Eingriffe und Bestrahlungen gehören zu den lokalen Behandlungen5. Chemotherapien, endokrine Therapien und Antikörpertherapien zählt man zu den systemischen Therapien5, da sich der Wirkstoff auch über das vom Tumor befallenen Gebiet hinaus im Körper verteilt. Dies ist einer der Gründe, warum sich nicht jede Therapieform gleich auf die Fruchtbarkeit auswirkt: Manche Therapien beeinflussen nur regional einen eher kleinen Teil des Körpers, andere mehr. Dennoch solltest du unabhängig von deiner Therapie am besten schon vor Beginn der Behandlung mit deinen Ärzt:innen darüber sprechen, die Option auf leibliche Kinder offen zu halten, und auch über möglicherweise dafür notwendige fertilitätsprotektive Maßnahmen. Schauen wir uns die einzelnen Therapien einmal genauer an.

 

Operation und Bestrahlung – der Ort ist entscheidend

Art und Größe eines operativen Eingriffs hängen stark vom zu behandelnden Krebs ab. Du kannst dir sicher vorstellen, dass die Entfernung eines kleinen Brusttumors einen geringeren Einfluss auf deine Fruchtbarkeit hat, als wenn ein Teil des Uterus oder ein Hoden entfernt werden muss. Generell gilt aber: Die Operationen werden so umfangreich wie nötig, aber so schonend wie möglich durchgeführt.6 Dazu gehört auch, dass die Funktion der betroffenen Organe erhalten bleiben soll.6 Dies ist allerdings nicht immer möglich. Insbesondere Operationen im Bereich von Gebärmutter,Eierstöcken und Hoden können zu einer Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit führen.4
Neben der Operation gehört auch die Strahlentherapie (Radiatio) zu den lokalen Behandlungsformen. Wie bei operativen Eingriffen ist der Einfluss auch hier stark von der bestrahlten Körperregion abhängig. Die Strahlung wirkt nur dort, wo sie das Gewebe mit hoher Energie trifft.4 Deswegen wird eine Bestrahlung individuell geplant, damit den Tumor eine hohe Strahlendosis trifft, das umliegende Gewebe aber so weit wie möglich geschont wird.4 Dennoch können Bestrahlungen, bei denen die Eierstöcke im Strahlenfeld liegen, die Zahl der Eizellen verringern und somit die Fruchtbarkeit beeinflussen.5 Liegen die Hoden im Strahlenfeld, kann sich dies ebenfalls negativ auf die Spermienproduktion und damit auf die Zeugungsfähigkeit auswirken.4,5

Chemotherapie – Einfluss auch auf gesunde Zellen

Die Chemotherapie zählt zu den sogenannten systemischen Therapien, da der Wirkstoff über die Blutbahn im ganzen Körper verteilt wird.4 Die dabei eingesetzten Zytostatika zerstören Zellen, die sich schnell teilen. Neben dem eigentlichen Ziel, den Krebszellen, können davon auch gesunde Zellen wie etwa Schleimhaut- und Haarwurzelzellen betroffen sein.4 Auch ein Einfluss auf Eizellen und das Gewebe der Eierstöcke sowie der Gebärmutter ist möglich.5 Die Spermatogonien, die im Hoden für die Spermienproduktion zuständig sind, können durch eine Chemotherapie ebenfalls geschädigt werden.4,5 Ob und wie stark die Fruchtbarkeit beeinflusst wird, hängt vom eingesetzten Medikament, Dosierung, Therapiedauer und individueller Veranlagung ab.5 Bei Frauen kommt zudem noch das Alter hinzu, da mit zunehmendem Lebensalter immer weniger Eizellen in den Eierstöcken vorhanden sind.4,5

Endokrine Therapie – Hormonwirkungen blockieren

Insbesondere bei Brustkrebs hast du vielleicht schon von endokriner Therapie oder auch “Hormontherapie” gehört. Genauer wäre eigentlich der Begriff “Antihormontherapie”, denn die eingesetzten Medikamente sollen dem Einfluss von Hormonen auf den Tumor entgegenwirken. Was steckt dahinter? Bei etwa zwei Dritteln der Brustkrebsfälle wird in der feingeweblichen Untersuchung ein positiver Hormonrezeptorstatus des Tumors festgestellt.7 Weibliche Geschlechtshormone, insbesondere Östrogen, begünstigen hier das Wachstum des Tumors.7 Bei Frauen vor der Menopause mit hormonrezeptorpositivem Brustkrebs wird in der Regel ein Medikament eingesetzt, das die Hormonrezeptoren auf der Oberfläche der Krebszellen blockiert. Die körpereigenen Hormone können dann das Tumorwachstum nicht weiter anregen.7
Bei der Therapie von fortgeschrittenem Prostatakrebs können ebenfalls unterschiedliche Formen der Hormontherapie genutzt werden.8 Das Prinzip ist ähnlich: Auch auf Prostatakrebszellen können sich Rezeptoren finden, die den Tumor durch die Wirkung von Testosteron, einem männlichen Geschlechtshormon, zum Wachstum anregen. Bestimmte Medikamente können diese Rezeptoren blockieren, sodass der Tumor keine weiteren Wachstumssignale durch Testosteron mehr bekommt.8 Es gibt aber auch sogenannte Hormonentzugstherapien, bei denen die körpereigene Produktion von Testosteron herabgesetzt wird.8
Es wird vermutet, dass die endokrine Therapie bei Frauen keinen oder nur einen sehr geringen Einfluss auf die Fruchtbarkeit hat.5,9 Männer hingegen müssen fast sicher mit Unfruchtbarkeit mindestens für die Dauer der endokrinen Therapie rechnen.9 

 

Antikörpertherapie – zielgerichtet gegen den Krebs

Ein weiterer fester Bestandteil der Krebstherapie sind sogenannte Antikörpertherapien.10 Antikörper sind Teil des körpereigenen Immunsystems. Die eingesetzten therapeutischen Antikörper werden aber im Labor hergestellt.10 Bei der Behandlung von Krebs macht man sich zu Nutzen, dass Antikörper an ganz bestimmte Strukturen auf der Oberfläche von Tumorzellen binden können. Sie gehören somit zu den zielgerichteten Krebstherapien (“targeted therapies”).11 Ihre Wirkung kann dabei ganz unterschiedlich sein: Sie können Signalwege blockieren und damit das Tumorwachstum hemmen, das Gefäßwachstum im Tumor unterdrücken und ihn so “aushungern” oder das körpereigene Immunsystem aktivieren.10 Da Behandlungen mit Antikörpern ebenfalls zu den systemischen Therapien zählen, können sie auch auf gesunde Zellen der Reproduktionsorgane wirken. Bislang ist die Auswirkung auf die Fertilität unklar.5

 

Therapieoptionen – Nur ein erster Überblick

Vielleicht bist du nun ein wenig von all diesen Therapien und ihren möglichen Auswirkungen auf deine Chancen für (weitere) Kinder in der Zukunft überwältigt. Manche dieser Behandlungsoptionen und ihre Folgen scheinen recht einfach nachvollziehbar, andere werfen Fragen auf. Damit du tiefer in die für dich relevanten Therapiemöglichkeiten eintauchen und noch besser verstehen kannst, wie sie deine Fruchtbarkeit beeinflussen können, haben wir uns für dich die einzelnen Behandlungsformen genauer angeschaut. [Leibliche Kinder nach Operation] [Strahlentherapie – wie wirkt sie sich auf die Fruchtbarkeit aus?] [ Chemotherapie – wie wirkt sie sich auf die Fruchtbarkeit aus?]

 

Plane (d)ein Leben nach dem Krebs

Ob fertilitätsprotektive Maßnahmen für dich in Frage kommen, und welche Option in deiner individuellen Situation für dich die richtige ist, findest du am besten im Gespräch mit deinen behandelnden Ärzt:innen heraus. Frage proaktiv nach, was es für Optionen gibt. Eventuell erhältst du auch eine Überweisung zu Fertilitätsärzt:innen oder einer Kinderwunschklinik. Hier wirst du bevorzugt (sehr schnell) einen Termin erhalten, um deine Fragen und Optionen zu klären. Auch unser Expert:innen-Team steht dir jederzeit zur Verfügung und unterstützt dich bei deinen individuellen Fragestellungen zu nächsten Schritten und Vorbereitungen der Beratungstermine.

Quellen

1. https://www.krebsgesellschaft.de/basis-informationen-krebs/therapieformen.html abgerufen am 05.04.2024
2. https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/basis-informationen-krebs-allgemeine-informationen/therapieleitlinien-entstehung-b.html abgerufen am 05.04.2024
3. https://www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/gezielte-krebstherapie.php abgerufen am 05.04.2024
4. https://www.krebshilfe.de/infomaterial/Blaue_Ratgeber/Kinderwunsch-und-Krebs_BlaueRatgeber_DeutscheKrebshilfe.pdf
5. https://register.awmf.org/assets/guidelines/015-082l_S2k_Fertilitaetserhaltung-bei-onkologischen-Therapien_2017-12-verlaengert.pdf

6. https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/therapieformen/operation-bei-krebs.html abgerufen am 05.04.2024
7. https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/brustkrebs/therapie/hormontherapie.html abgerufen am 05.04.2024
8. https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/prostatakrebs/therapie/behandlung-im-fortgeschrittenen-stadium.html abgerufen am 08.04.2024
9. https://www.krebsinformationsdienst.de/leben/alltag/kinderwunsch/kinderwunsch-unfruchtbarkeit-ursachen.php abgerufen am 08.04.2024
10. https://www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/immuntherapie/monoklonale-antikoerper.php abgerufen am 08.04.2024
11. https://www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/immuntherapie/impfen-gegen-krebs.php abgerufen am 08.04.2024

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