Schwangerschaft nach Operation oder Strahlentherapie – geht das?

Sowohl Operationen als auch die Strahlentherapie zählen zu den lokalen Behandlungsverfahren bei Krebs. Ihre Auswirkungen sind in der Regel auf einen relativ überschaubaren Bereich des Körpers beschränkt. Aber was, wenn genau dieser Bereich unerlässlich für das Erfüllen eines Kinderwunsches ist? Sind Schwangerschaften nach solchen Behandlungen überhaupt noch möglich? Ob Operationen und Strahlentherapie einen Einfluss auf die Fruchtbarkeit haben und wenn ja, wie dieser aussieht, erfährst du im folgenden Artikel.

 

Operationen – fruchtbarkeitserhaltende Eingriffe sind möglich

Operative Eingriffe sind ein zentraler Bestandteil der Krebsmedizin. Ziel ist dabei das Entfernen von Tumorgewebe, entweder zu Untersuchungszwecken oder zur eigentlichen Behandlung. Neben dem Tumor selbst können bei Operationen auch angrenzendes Gewebe, Lymphknoten oder weiter entfernte Metastasen entnommen werden. Da allerdings manche Krebsarten aggressiver sind als andere und nicht alle Tumore in einem frühen Stadium erkannt werden, können Operationen zur Krebstherapie ganz unterschiedlich aussehen. Generell gilt aber: Die Operationen werden so umfangreich wie nötig, aber so schonend wie möglich durchgeführt. Dazu gehört auch, dass die Funktion der betroffenen Organe erhalten bleiben soll. Du kannst dir sicher vorstellen, dass dies bei kleinen Tumoren in frühen Stadien einfacher ist als bei ausgedehntem Tumorwachstum. Aber auch die betroffenen Organe beeinflussen die Operation und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit. Schauen wir uns das an ein paar konkreten Beispielen an:

Brustkrebs:

Da Brustkrebs in der Regel früh erkannt wird, kann häufig auf eine Amputation der Brust (Mastektomie) verzichtet werden. Stattdessen wird oftmals mit einem kleineren, schonenderen Eingriff die Brust erhalten. Beide Operationsarten beeinflussen in der Regel die Fruchtbarkeit nicht, allerdings kann die Stillfähigkeit eingeschränkt sein. 

 

Gebärmutterhalskrebs:

Beim Gebärmutterhalskrebs hängt es stark vom Stadium der Erkrankung ab, ob die Gebärmutter mit ihrer Funktion erhalten bleiben kann. In sehr frühen Stadien kann eine Konisation, teils in Kombination mit einer Kürettage, ausreichend sein. Dieser Eingriff kann die Funktion des Gebärmutterhalses beeinträchtigen, was zu Frühgeburten oder auch Problemen beim Eröffnen des Muttermundes während der Geburt führen kann. Ist der Krebs weiter fortgeschritten, kann bei Kinderwunsch unter bestimmten Bedingungen eine sogenannte Trachelektomie durchgeführt werden. Hierbei werden etwa zwei Drittel des Gebärmutterhalses entfernt, der innere Muttermund bleibt bestehen. Schwangerschaften können eintreten, dennoch ist die Fehlgeburtenrate nach solch einem Eingriff etwas erhöht und eine Entbindung kann nur noch per Kaiserschnitt erfolgen. Ab einem gewissen Stadium kann die Operation nicht mehr fertilitätserhaltend durchgeführt werden. 

 

Gebärmutterkörperkrebs:

Wenn Krebs im Gebärmutterkörper nachgewiesen wurde, muss meist das ganze Organ entfernt werden.Die Standardbehandlung ist hier die totale Hysterektomie.Nur in Ausnahmefällen und unter sehr speziellen Bedingungen können Gebärmutter, Eierstöcke und Eileiter erhalten werden. Die totale Hysterektomie erfolgt dann nach Erfüllung oder Aufgabe des Kinderwunsches.

 

Eierstockkrebs:

Auch beim Eierstockkrebs hängt es vom Stadium ab, ob Schwangerschaften nach der operativen Therapie möglich sind.In frühen Stadien und bei Befall nur eines Eierstocks können die Gebärmutter und der Eierstock der Gegenseite oft erhalten bleiben. Auch mit nur einem Eierstock kann man auf natürlichem Wege schwanger werden, allerdings treten die Wechseljahre möglicherweise früher ein. Müssen beide Eierstöcke entfernt werden, kann eine Schwangerschaft nur noch mithilfe von reproduktionsmedizinischen Maßnahmen eintreten.

Strahlentherapie – nur lokal wirksam, aber der Ort ist entscheidend

Bei fast jeder zweiter Krebserkrankung kommt eine Strahlentherapie (Radiatio oder Radiotherapie) zum Einsatz. Die hierbei verwendete Strahlung ist so energiereich, dass sie das Erbgut von Zellen verändern kann. Gesunde Zellen können diese Schäden oft reparieren, Krebszellen hingegen erholen sich schlechter. Sie verlieren die Fähigkeit sich zu teilen und sterben ab. Da die Strahlung nur dort wirkt, wo sie das Gewebe mit hoher Energie trifft, wird eine Bestrahlung individuell geplant. Den Tumor soll eine hohe Strahlendosis erfassen, das umliegende Gewebe aber soweit möglich geschont werden. 

Wie bei der Operation hat eine Bestrahlung der Brust normalerweise keinen Einfluss auf die Fruchtbarkeit. 

Anders sieht es bei Tumoren im Bereich des Unterbauchs und des Beckens aus. Trotz gründlicher Bestrahlungsplanung kann es hierbei dazu kommen, dass die Eierstöcke eine geringe Strahlenmenge trifft und dabei Eizellen zerstört werden. Bei jungen Frauen und geringer Strahlendosis bleiben jedoch oft genug Eizellen für eine spätere Schwangerschaft übrig. Wenn sich schon im Vorfeld absehen lässt, dass die Eierstöcke direkt im Strahlenfeld liegen würden, können sie durch eine Operation (Ovariopexie) auch aus dem bestrahlten Gebiet hinaus verlegt werden.

Auch die Gebärmutter kann abhängig von der Strahlendosis Schaden nehmen. Doch auch nach einer Strahlenexposition sind Schwangerschaften prinzipiell möglich. Das Risiko für Fehl- und Frühgeburten ist allerdings erhöht.

Dass eine Bestrahlung der Reproduktionsorgane Einfluss auf die Fruchtbarkeit haben kann, scheint dir vielleicht klar. Aber dass auch eine Bestrahlung des Kopfes von Bedeutung sein könnte, mag dich überraschen. Was steckt dahinter? Relativ zentral im Kopf liegen der Hypothalamus, ein Teil des Gehirns, und die Hypophyse, eine etwa erbsengroße Drüse. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Regulation des Hormonhaushalts. Wird durch eine Bestrahlung die Funktion einer dieser beiden Strukturen beeinträchtigt, kann es zu einer Störung der Eizellreifung in den Eierstöcken kommen. Dies lässt sich aber in der Regel durch eine Hormonersatztherapie ausgleichen.

Den Kinderwunsch offen äußern – unabhängig von der Therapie

Du siehst: Operationen und Bestrahlungen können je nach behandelter Körperregion, Tumorart und Tumorstadium einen mehr oder weniger großen Einfluss auf deine Fruchtbarkeit haben. Sogar dann, wenn du es vielleicht auf den ersten Blick gar nicht erwarten würdest. Deswegen sprich deinen Kinderwunsch und damit verbundene Fragen zur Therapie früh und offen bei deinen Ärzt*innen an.

 

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