Psychoonkologie – umfassende Begleitung auf dem Weg zurück ins Leben

Psychoonkologie – umfassende Begleitung auf dem Weg zurück ins Leben

Psychoonkologie – umfassende Begleitung auf dem Weg zurück ins Leben

Psychoonkologie - Betreuung

Immer mehr Betroffene können im Anschluss einer intensiven und belastenden Zeit nach einer Krebsbehandlung mit guter Prognose entlassen werden. Trotz des positiven Ausgangs der Chemotherapie und initialen Erleichterung, kommen oft auch Gefühle von Bedrohung einer Wiedererkrankung, Angst oder Niedergeschlagenheit auf, wenn das Einleben in den Alltag nicht auf Anhieb gelingt. Treten dann zusätzliche Begleiterscheinungen wie kognitive Beeinträchtigungen, auch Chemobrain genannt, auf, kann die Rückkehr ins alte Leben dazu führen, dass Betroffene sich konstant überfordert fühlen. Eine psychoonkologische Begleitung kann dabei helfen, dass negative Gefühle nicht die Überhand gewinnen und einen konstruktiven Umgang mit Herausforderungen ermöglichen. Hier erfährst du, was man unter Psychoonkologie versteht und was sie leisten kann.

Das wichtigste im Überblick

  • Psychoonkologische Betreuung soll die Lebensqualität von Krebserkrankten und Angehörigen verbessern.
  • Eine überstandene Therapie bedeutet nicht, dass auch die Krankheitsbewältigung schon abgeschlossen ist.
  • Subjektive kognitive Beeinträchtigungen sind oft mit dem psychischen Befinden assoziiert und sollten psychoonkologisch abgeklärt werden.1
  • Psychoonkologische Unterstützung ist keine Schwäche. Sie ist ein sinnvoller Bestandteil der medizinischen Nachsorge, um eine komplexe kognitive Symptomatik ganzheitlich und nicht isoliert zu betrachten.

Psychoonkologie – umfangreiches Wissen aus vielen Bereichen vereint

Die Psychoonkologie ist ein eigenes Arbeitsgebiet in der Medizin.2 Die Psychoonkologie befasst sich mit den psychosozialen Aspekten und Folgen einer Krebserkrankung einschließlich der Therapie und Symptomen, wie kognitiven Beeinträchtigungen, die auch erst nach einer erfolgreichen Behandlung auftreten können. Dafür wird Wissen aus unterschiedlichen Bereichen wie etwa Medizin, Psychologie, Soziologie, Philosophie und Ethik, Theologie und Pädagogik genutzt.1

Oberstes Ziel der psychoonkologischen Betreuung ist die Verbesserung der Lebensqualität von Krebserkrankten und ihrer Angehörigen. Sie soll Betroffene und deren Umfeld dabei unterstützen, die seelischen und körperlichen Belastungen einer Krebserkrankung besser zu verarbeiten, eigene Bewältigungsmöglichkeiten aufzeigen und stärken sowie die Teilhabe am normalen Leben ermöglichen.3

Psychische Belastung durch Krebs – kein Einzelschicksal

Eine Krebsdiagnose wirft oft existentielle Fragen auf:4 Wie soll das Leben weitergehen? Werde ich gut durch die Therapie und die Zeit danach kommen? Kann und will ich noch weiter in meinem Beruf arbeiten? Häufig sind mit diesen Fragen negative Gefühle und Gedanken verbunden. Betroffene fühlen sich traurig, verzweifelt, überfordert, haben Angst, sind wütend oder schämen sich.3,5,6 Manche reagieren auf diese emotionalen Belastungen, indem sie sich von Freunden oder Familie abkapseln, was wiederum die zwischenmenschlichen Beziehungen auf eine harte Probe stellen kann. Zudem können auch Probleme am Arbeitsplatz auftreten, häufig begleitet von Geldsorgen und Zukunftsängsten.7

Diese psychische Belastung kann auch die kognitive Leistungsfähigkeit, wie sie beim Chemobrain auftritt, beeinträchtigen. Ohne dass wir es bewusst bemerken, ist unser Gehirn im Hintergrund ständig damit beschäftigt, Emotionen und Probleme zu verarbeiten. Dies kann dann dazu führen, dass man tagsüber abgelenkt ist und nachts nicht gut schläft. Die kognitive Leistungsfähigkeit sinkt, der Betroffene fühlt sich überfordert und der psychische Stress steigt weiter. Ist man in diesem Teufelskreis gefangen, kann eine gezielte Unterstützung von außen den entscheidenden Impuls liefern, daraus auszubrechen.

All diese Faktoren sind Teil der psychosozialen Belastung, die eine Krebserkrankung mit sich bringen kann. Dabei treten sie keinesfalls zwingend bei allen Betroffenen auf, aber etwa 50 – 60 % der Krebserkrankten leiden unter Formen von psychosozialer Belastung.3,5,6 Auch der Schweregrad der Belastung wird nicht immer gleich wahrgenommen und kann von Person zu Person, aber auch innerhalb des Krankheitsverlaufs unterschiedlich sein.3

Wie kann psychoonkologische Begleitung aussehen?

Die Hilfsangebote und Therapien bei psychischen und sozialen Belastungen sind ebenso vielfältig wie die auftretenden Belastungen selbst. Allgemeine psychosoziale Beratungen, die Hilfe bei sozialen und sozialrechtlichen Fragen geben, sind ebenso Teil der psychoonkologischen Begleitung wie Patientenseminare oder Selbsthilfegruppen.3,4,7 Sie sollen vor allem Wissen vermitteln und dadurch helfen, die Erkrankung und ihre Folgen besser verstehen und somit auch besser verarbeiten zu können.3

Auch Entspannungstechniken, wie autogenes Training oder Yoga, oder künstlerische Behandlungsverfahren mit Musik-, Kunst- und Tanztherapie haben ihren festen Platz in der psychoonkologischen Betreuung.3,7 Sie sollen Ängste und Anspannungszustände mildern und den Betroffenen helfen ihre emotionale Balance wiederzufinden. Aber auch eine Psychotherapie, die gegebenenfalls durch den Einsatz von Medikamenten ergänzt wird, kann zur psychoonkologischen Betreuung dazu gehören.

Was kann die psychoonkologische Betreuung bei kognitiven Beeinträchtigungen leisten?

Die Chance, dass sich die kognitiven Beeinträchtigungen nach der erfolgreichen Krebsbehandlung zurückbilden, stehen gut. Eine dänische Studie mit 2.000 Brustkrebspatientinnen zeigte, dass diese 7 Jahre nach der Erkrankung nicht mehr subjektive kognitive Probleme berichteten als die Allgemeinbevölkerung.8 Das mag zwar beruhigend sein, aber du selbst kannst auch den Prozess beschleunigen und aktiv beeinflussen.

Ein Zusammenhang zwischen dem psychischen Befinden, wie Angst, depressiver Stimmung und anderen negativen Emotionen, und kognitiven Beeinträchtigungen zeigt sich in fast allen wissenschaftlichen Untersuchungen.1 Im Umkehrschluss bedeutet das für die Betroffenen, nur wer emotional ausgeglichen ist und die psychische Belastung reduzieren kann, ist auch in der Lage sein volles kognitives Potential zu nutzen.

Bei der subjektiven Wahrnehmung und dem Erleben von Emotionen spielen auch der eigene Anspruch und das Selbstbild eine große Rolle. Eine psychoonkologische Betreuung kann hier helfen, die emotionale Balance und Lösungsansätze für den psychischen Stress zu finden. Scheue dich also nicht, gezielt Probleme im Bereich der geistigen Leistungsfähigkeit anzusprechen und aktiv nach Unterstützungsangeboten zu fragen, auch über das Ende der Krebstherapie hinaus.

Versorgungslücke – Was tun, wenn kein passendes Angebot zu finden ist?

Krankenhäuser und Rehabilitationseinrichtungen, die auf die Behandlung von Krebs spezialisiert sind, haben fast immer einen Kliniksozialdienst oder spezielle psychoonkologische Sprechstunden.7 Die Bereitstellung von psychosozialer Unterstützung gehört mittlerweile zur guten Betreuung von Krebserkrankten dazu.4

Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus oder der Reha-Klinik können oft wohnortnahe psychosoziale Unterstützungs- und Behandlungsangebote genutzt werden.3,7 Sie bieten psychologische und sozialrechtliche Beratungen an und können dabei helfen, weitere Ansprechpartner vor Ort zu finden. Die ambulante Betreuung kann dann je nach Situation unter anderem von Haus- und Fachärzten sowie Psychotherapeuten übernommen werden.3,4,7

Es ist allerdings so, dass es in Deutschland vor allem im ambulanten Bereich noch große Lücken in der Versorgung mit psychoonkologischen Angeboten gibt.9 Dies kann dazu führen, dass Betroffene kein passendes Angebot am Wohnort finden oder monatelang auf einen Termin warten müssen. In dieser Situation kann unter anderem der Krebsinformationsdienst bei der Suche helfen.10

Es gibt mittlerweile aber auch die Möglichkeit, eine psychoonkologische Betreuung über Online-Plattformen wahrzunehmen. Diese ortsunabhängige Variante der psychoonkologischen Begleitung kann helfen, zeitnah ein erstes Gespräch zu führen und Zugang zu psychosozialer Begleitung zu finden. Lies dir aber das Angebot auf der Seite genau durch und erkundige dich vorher, ob und gegebenenfalls wie lang der Service kostenfrei ist oder eine Erstattung durch die Krankenkasse möglich ist.

Weiterführende Informationen

Hier findest du weitere Informationen zu Ursachen und Chemobrain Symptome – oder wie macht es sich bemerkbar sowie zum Thema Gedächtnisschwäche nach Chemotherapie bei kognitiver Beeinträchtigung nach einer Krebstherapie.

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Quellen

  1. Bray VJ, Dhillon HM, Vardy JL. Systematic review of self-reported cognitive function in cancer patients following chemotherapy treatment. J Cancer Surviv. 2018 Aug;12(4):537-559.
  2. Leitlinien Programm Onkologie: Psychoonkologische Behandlung, Kurzversion: 032-051OLk_S3_Psychoonkologische_Beratung_Behandlung_2014-01.pdf
  3. Leitlinienprogramm Onkologie: Patiententleitlinie_Psychoonkologie-1750017.pdf
  4. Deutsches Krebsforschungszentrum. Psychoonkologie als Fachgebiet. Wissenschaftlich fundierte Unterstützung, Begleitung und Psychotherapie bei Krebs https://www.krebsinformationsdienst.de/leben/krankheitsverarbeitung/psychoonkologie.php, abgerufen am 25.08.2022.
  5. Aaronson NK, Mattioli V, Minton O, Weis J, Johansen C, Dalton SO, Verdonck-de Leeuw IM, Stein KD, Alfano CM, Mehnert A, de Boer A, van de Poll-Franse LV. Beyond treatment – Psychosocial and behavioural issues in cancer survivorship research and practice. EJC Suppl. 2014 Jun;12(1):54-64.
  6. Mehnert A, Hartung TJ, Friedrich M, Vehling S, Brähler E, Härter M, Keller M, Schulz H, Wegscheider K, Weis J, Koch U, Faller H. One in two cancer patients is significantly distressed: Prevalence and indicators of distress. Psychooncology. 2018 Jan;27(1):75-82.
  7. Broschüre des Krebsinformationsdienstes: broschuere-krebs-ihr-weg.pdf
  8. Amidi A, Christensen S, Mehlsen M, Jensen AB, Pedersen AD & Zachariae R. Long-term subjective cognitive functioning following adjuvant systemic treatment: 7–9 years follow-up of a nationwide cohort of women treated for primary breast cancer. British Journal of Cancer volume 113, pages794–801 (2015)
  9. Salm S, Blaschke K, Ihle P, Schubert I, Dresen A, Pfaff H, Scholten N. Mental disorders and utilization of mental health services in newly diagnosed cancer patients: An analysis of German health insurance claims data. Psychooncology. 2021 Mar;30(3):312-320
  10. Deutsches Krebsforschungszentrum. Ambulante Psychotherapie für Krebsbetroffene: Psychoonkologie-Praxen. Adressen am Wohnort oder in der Nähe finden https://www.krebsinformationsdienst.de/service/adressen/psychoonkologen.php, abgerufen am 24.08.2022.

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