Eltern werden trotz Diagnose Krebs- kommt das noch in Frage?

Aufgrund neuer therapeutischer Methoden hat sich die Überlebens- und Heilungschance bei vielen Krebsarten immens gesteigert.1-4 Daher ist es richtig und auch wichtig, dass du dich bereits früh mit deinem Leben nach dem Krebs auseinandersetzt. Auch der Wunsch nach einem (weiteren) Kind trotz Krebs ist schon lange kein Tabuthema mehr. In einem guten onkologischen Beratungsgespräch sollte diese Frage auch ausführlich adressiert werden. Vor allem die Behandlungsoptionen, manchmal aber auch der Krebs an sich, können die  Chancen auf leibliche Kinder erschweren. Vielleicht beschäftigt dich die Frage, ob mit deiner Krebsdiagnose eine Elternschaft zukünftig überhaupt noch denkbar ist? Kannst du deine Krebserkrankung weitervererben oder kann sich eine vorausgegangene Therapie negativ auf dein Kind auswirken? Mit diesem Artikel wollen wir dir einen ersten Überblick zu diesen Themen geben.

Krebs ist nicht gleich Krebs

Von einer Krebserkrankung kann im Prinzip jede Körperregion und jedes Organsystem betroffen sein. Um die Frage zu beantworten, ob deine Krebserkrankung an sich Auswirkungen auf deine Fertilität haben kann, spielt vor allem eine Rolle, wo der Tumor und gegebenenfalls Metastasen lokalisiert sind. Neben dem Ort spielen auch die räumliche Ausbreitung und die Tumorgröße eine Rolle. Nimmst du die regelmäßigen Vorsorgetermine wahr, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass deine Krebserkrankung in einem frühen Stadium entdeckt wird.5 Sobald die Geschlechtsorgane, wie Eierstöcke, Gebärmutter oder Hoden direkt betroffen sind, kann der Krebs per se die Fruchtbarkeit zeitweise oder sogar dauerhaft einschränken.1,6

  • Mammakarzinom (Brustkrebs)
  • Endometriumkarzinom (Gebärmutterkrebs)
  • Zervixkarzinom (Gebärmutterhalskrebs)
  • Hodenkrebs
  • Leukämie (Blutkrebs)
  • Lymphom
  • malignes Melanom (schwarzer Hautkrebs)
  • kolorektales Karzinom (Dickdarmkrebs)
  • Ovarialkarzinom (Eierstockkrebs)
  • Vulvakrebs
  • Vaginalkrebs
  • Eileiterkrebs

Tiefergehende Informationen zu den Auswirkungen der häufigsten Krebserkrankungen im jungen Erwachsenenalter7 und ihrer Therapien findest du in unseren Artikeln [Krebs ist nicht gleich Krebs] und [Leibliche Kinder nach OP].

 

Diagnose Krebs – gebe ich die Erkrankung weiter?

Ein Aspekt bei der Entscheidung für oder gegen ein (weiteres) Kind ist sicherlich auch die Frage, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass dein Kind ebenfalls an Krebs erkranken wird. Ist Krebs vererbbar? Krebs an sich ist keine typische Erbkrankheit.8 Vererbt werden kann jedoch bei manchen Krebsarten die Veranlagung für die Erkrankung.9 Die Wahrscheinlichkeit der Vererbung einer Krebserkrankung ist so unterschiedlich wie die Krebsarten selbst. Eine fundierte humangenetische Beratung basierend auf bestimmten Eigenschaften deines Tumors kann hier Klarheit bringen. Bei einigen wenigen Krebsarten, wie Brust-, Eierstock- oder Darmkrebs sind bestimmte Gene bekannt, bei denen eine Veränderung in der Funktionsweise mit einer großen Erkrankungswahrscheinlichkeit verbunden ist.8 Bei diesen Krebsarten kann dann mitunter eine familiäre Häufung vorliegen. Dies bedeutet, dass Familienmitglieder mehrerer Generationen, häufiger als man es statistisch erwarten würde, von dieser Krebserkrankung betroffen sind. Ob eine solche genetische Prädisposition vorliegt, kann humangenetisch ermittelt werden.4,8 Jedoch bedeutet auch das Vorliegen einer solchen genetischen Veranlagung nicht zwangsläufig, dass die Krebserkrankung ausbricht. Krebserkrankungen werden, abgesehen von ein paar wenigen Ausnahmen, multifaktoriell ausgelöst. Neben dem Vorliegen von genetischen Prädispositionen spielen der Lebensstil und wahrscheinlich auch Umweltfaktoren eine Rolle.8 Ist bei dir eine solche genetische Veranlagung bekannt, sind engmaschige Früherkennungsuntersuchungen für alle deine Kinder und nahen Verwandten sehr empfehlenswert.

Kann meine vorausgegangene Therapie meinem Kind schaden?

Diese Frage stellen sich wahrscheinlich alle Krebspatient:innen, die über zukünftige Elternschaft nachdenken. Krebstherapien sind oft invasiv und können den Körper der Betroffenen mitunter sehr belasten. Aber wie sieht es mit „Folgeschäden“ aus? Also konkret: Ist mein Erbgut eventuell durch die Therapie verändert, sodass dies meinem Kind schaden könnte? Die Antwort darauf ist nicht einfach, da natürlich hier die genaue Form der Therapie, wie z.B. Chemotherapie oder Bestrahlung, betrachtet werden muss.10,11 Jedoch gehen Fachleute von einem Alles-oder-Nichts-Prinzip aus, das sowohl für Männer als auch Frauen gilt. Dies bedeutet, dass eine Schwangerschaft nach einer Krebstherapie in der Regel nur eintreten kann, wenn noch gesunde Keimzellen vorhanden sind.10 Um jedes Restrisiko möglichst gering zu halten und potentiellen Komplikationen in deiner Schwangerschaft vorzubeugen, werden ehemalige Krebspatientinnen aus diesem Grund in der Regel als Risiko-Schwangere eingestuft.11 Diese Einstufung ermöglicht eine engmaschigere medizinische Überwachung von Mutter und Kind. Neben deiner vorherigen Krebserkrankung gibt es auch viele andere Faktoren, wie ein Alter der Mutter von über 35 Jahren, die dazu führen können, dass eine Schwangerschaft als Risikoschwangerschaft eingeordnet wird. 12

 

Quellen

1.https://kinderwunsch-arzt.berlin/Kinderwunsch-und-Krebs.php abgerufen am 04.04.2024 

2. https://www.aerzteblatt.de/archiv/48515/Verbesserte-Langzeitueberlebensraten-von-Krebspatienten-Die-unterschaetzten-Fortschritte-der-Onkologie abgerufen am 04.04.2024 

3. https://www.krebsinformationsdienst.de/leben/alltag/survivors-krebs-ueberleben.php abgerufen am 04.04.2024 

4. https://register.awmf.org/assets/guidelines/015-082l_S2k_Fertilitaetserhaltung-bei-onkologischen-Therapien_2017-12-verlaengert.pdf  

5. https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/vorsorge-und-frueherkennung/krebsfrueherkennung.html abgerufen am 04.04.2024 

6. https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/leben-mit-krebs/kinderwunsch-und-krebs/erhalt-der-fruchtbarkeit.html abgerufen am 04.04.2024

7. https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Publikationen/Kurzbeitraege/Archiv2018/2018_4_Thema_des_Monats_lebensverlauf.html abgerufen am 04.04.2024 

8. https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/basis-informationen-krebs-allgemeine-informationen/genetisch-bedingter-krebs.html abgerufen am 04.04.2024 

9. https://krebs.aok.de/wissen-ueber-krebs/was-krebs-foerdern-kann/vererbung/ abgerufen am 04.04.2024 

10. https://www.krebshilfe.de/infomaterial/Blaue_Ratgeber/Kinderwunsch-und-Krebs_BlaueRatgeber_DeutscheKrebshilfe.pdf 

11. https://www.krebsinformationsdienst.de/leben/alltag/kinderwunsch/kinderwunsch-risiken-fuer-kinder.php abgerufen am 04.04.2024 

12. Risikoschwangerschaft: Was bedeutet das genau? | Eltern.de abgerufen am 04.04.2024  

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